Rafiki by Meja Mwangi

Rafiki by Meja Mwangi

Autor:Meja Mwangi [Mwangi, Meja]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-06-06T22:00:00+00:00


Kapitel 19

Es war ein ruhiger Tag im Laden. Niemand hatte seine Sachen zurückverlangt, die Bank hielt sich fern, und selbst Manu gönnte dem Tischrechner eine Auszeit. Kein Tippen, kein Fluchen, nur ab und zu das eine oder andere Schimpfwort. Welche Zahlen die Maschine ihm auch ausrechnete, offensichtlich stimmten sie mit seinen Erwartungen überein, und das in einem Maße, dass er sich ab und zu eine Pause genehmigte, in der er den Laden abschritt, wobei er das wachsende Inventar besichtigte und Rafiki auf die Nerven ging.

»Sieh zu, dass du das takataka loswirst«, sagte er und drängte sich absichtlich in Rafikis Bereich am Reparaturtisch, wo er, wie er wusste, nicht willkommen war und zur Last fiel.

Rafiki hatte keine Zeit für ihn oder eines seiner Probleme.

»Rafiki«, sagte Manu ungewöhnlich streng, als er erkannte, dass er ignoriert wurde.

»Das takataka werden wir verkaufen, Boss«, sagte Rafiki.

»Und wer bringt es zum Laufen?«

»Boss«, sagte Rafiki geduldig. »Wie bei dir schlummern auch in mir verborgene Talente.«

»Werd dieses Zeugs los.«

»Nachdem ich es repariert habe«, antwortete Rafiki. »Aber dazu brauche ich Ruhe.«

Gedankenverloren entfernte sich Manu. Als er sich am Eingang wiederfand und einen Schritt hinaus setzte, blieb er stehen, die Arme auf dem Rücken verschränkt, und schaute zu, wie schwarze Plastikbeutel vor dem Nachmittagswind die Main Street entlangtrieben. Er sah Menschen, die einen Schaufensterbummel die Straße hinauf und hinunter machten und Wind und Staub nicht zu spüren schienen. Er sah die piki-piki-Taxis und wunderte sich über ihre abenteuerlichen Ladungen. Eines hatte drei Fahrgäste auf dem Sozius, ein anderes beförderte eine Frau und ihre drei Kinder. Ein drittes raste die Straße hinauf, beladen mit einer Matratze, Stühlen, jiko, Geschirr und allem, was zu einem kompletten Haushalt gehörte. Eins erweckte sogar den Anschein, als beförderte es eine Ziege. Manu staunte über das, was er da erblickte, konnte sich aber niemanden mitteilen, weil Rafiki nicht gestört werden wollte und Manish das wahrscheinlich jeden Tag sah, so, wie er immer aus dem Laden starrte.

Er seufzte müde, ging bedächtig zu seinem Schreibtisch zurück und sah weiter seine Bücher durch.

Den Büchern zufolge sah es so aus, als hätte der Laden jetzt endlich etwas, das die Leute nicht nur wollten, sondern sich auch leisten konnten. Der Verkauf der beschlagnahmten Geräte stieg langsam. Leute kamen herein, sahen sich um, kauften manchmal etwas oder versprachen wiederzukommen. Da die Nanyukier von allen Bewohnern Laikipias und vielleicht des ganzen Landes am schnellsten lernten, hatte es nicht lange gedauert, bis sie einsahen, dass sie es besser zuließen, wenn Rafiki ihre Haushaltgeräte beschlagnahmte, und sie diese dann im Laden zurückkauften. So waren sie von der Last der Ratenzahlungen befreit und erhielten ihre Geräte zu reduzierten Preisen zurück. Manu durchschaute ihr Denken, aber er war lange genug im Einzelhandel, um zu wissen, wann ein halbes chapati besser war als kein chapati. Er würde nie eingestehen, dass er Gebrauchtwaren verkaufte, gestattete den Eigentümern jedoch, ihre Haushaltgeräte zu einem vernünftigen Preis auszulösen.

»Was hab ich dir gesagt, Boss?«, sagte Rafiki, als er ihm den Erlös des jüngsten Verkaufs brachte.

»Lete.« Manu hielt die Hand auf. »Gib her.«

»Dieselbe Abmachung wie sonst?« Rafiki hielt das Geld fest.



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